Sonntag. 8:30 Uhr. Cecilia wacht glücklich und erfreut auf. Sie freut sich, endlich mal einen freien Tag zu haben und diesen frei nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten.
Sie arbeitet sehr viel in letzter Zeit. Doch sie ist zufrieden mit ihrem Leben – schließlich liebt sie ihren Job. Nichtsdestotrotz ist sie dankbar für den heutigen Tag, an dem sie sich bewusst nichts vorgenommen hat.
Als sie nach ihrer Morgentoilette in die Küche schreitet, riecht es schon lecker nach Kaffee. Ihr Verlobter Fernando hat ihn für sie beide zubereitet. Endlich kann sie den Tag mal mit ihm verbringen, ohne von externen Verpflichtungen bedrückt zu werden.
Sie setzt sich an den Frühstückstisch und greift aus Gewohnheit nach ihrem Handy. Beinahe deaktiviert sie den Flugzeugmodus, um ihre Nachrichten zu checken, überlegt es sich dann aber doch anders. Sie ahnt schon, dass es Nachrichten geben wird, die sie aus ihrer eigenen Mitte reißen werden. Whatsapp, Instagram und Co. – einmal reingeschaut, für immer ausgelaugt. Ok, ok, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Doch sie hat echt keine Lust, schon am Morgen (und das an einem Sonntag) mit den Problemen der anderen beschäftigt zu sein.
Bis zum Mittag hält sie es aus. Doch dann plagen sie Gewissensbisse: Was, wenn sie gebraucht wird? Was, wenn irgendetwas mit irgendwem passiert ist? Schnell greift sie nach ihrem Handy und deaktiviert den Flugzeugmodus. Die Nachrichten prasseln ein. Hier und da ein paar Werbungen. Und siehe da – niemandem ist etwas passiert. Doch, wie sie schon vermutet hatte: Sie wird gebraucht.
Bianca, eine liebgewonnene Arbeitskollegin hat auf Whatsapp geschrieben: ‚Hey Süße, hast du heute Zeit zu telefonieren? Florian geht mir echt auf den Nerv.‘ Sofort spürt Cecilia einen Widerstand. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ‚Sie braucht offensichtlich meine Hilfe‘ und ‚Ich habe aber keine Lust, heute mit ihr zu sprechen‘. Danach folgen Gewissensbisse. Nur, weil sie keine Lust hat, kann sie Bianca doch nicht einfach hängen lassen, oder? Scheinbar hat diese ihre Probleme mit ihrem Freund Florian nicht gelöst und braucht jetzt Cecilia’s Rat.
Oh mein Gott! Ihr Bruder Claudio hat eine ähnliche Whatsapp-Nachricht geschickt: ‚Hey Cici, rufst du mich heute im Laufe des Tages an? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich glaube, ich schaffe die Prüfung nicht. Brauche deine aufmunternden Worte, Schwesterherz. Meld‘ dich.‘
Ufffff, Cecilia regt sich langsam echt auf. Was soll das? Bei aller Liebe – aber glauben die alle denn wirklich, dass sie sonst nichts zu tun hat? Können die sich nicht mal vorstellen, dass auch sie mal ihre Ruhe braucht? Meine Güte ey! ‚Alter, was ist los mit mir?‘, meldet sich direkt eine andere innere Stimme in ihr. ‚Wie kann ich nur so egoistisch sein und so von meinen Liebsten denken? Sie brauchen mich nun mal!‘
Jedes Mal, wenn du ‚Ja‘ zu jemandem sagst, obwohl du ‚Nein‘ fühlst, gehst du dir selbst fremd
Na, kommt dir die Situation bekannt vor? Oder zumindest diese Hin-und Hergerissenheit zwischen ‚Ich möchte für jemanden da sein‘ und ‚Mir ist aber eigentlich nicht danach‘? Kennst du das Gefühl, dass du einfach Mitgefühl bzw. auch Mitleid hast und einfach helfen willst? Indem du dich selbst aufopferst? Das Wort ‚Aufopfern‘ ist ziemlich schwergewichtig – das ist mir bewusst. Aber meines Erachtens opferst du dich auf, wenn du etwas tust, was du eigentlich nicht tun möchtest. Meine Tante hat das letztens so treffend formuliert. Ich hatte ihr ganz stolz von einem meiner bewussten Abgrenzungs-Storys erzählt. Es war in dem Fall so, dass man etwas von mir verlangt hatte, worauf ich keine Lust gehabt habe. Und statt trotz dieses Gefühls ‚Ja‘ zu der Person zu sagen, habe ich ‚Nein, ich möchte nicht.‘ gesagt. Das habe ich – wie gesagt ganz stolz – meiner Tante erzählt. Und sie meinte: ‚Das finde ich sehr schön. Somit bist du dir selbst treu geblieben. Weißt du, Elifcan, immer, wenn du ‚Ja‘ zu jemandem sagst, obwohl du eigentlich ‚Nein‘ sagen willst, gehst du dir selbst fremd. BUUUUUM. Besser hätte ich das nicht formulieren können.
In DEINEM Leben solltest DU die Hauptrolle spielen
So oft sagen wir aus Mitgefühl ‚Ja‘, obwohl wir ‚Nein‘ fühlen. Wir haben Gewissensbisse, Schuldgefühle und halten uns für ‚egoistisch‘. Das Wort ‚egoistisch‘ ist in diesem Artikel stets in Anführungsstriche gesetzt, weil es in Wirklichkeit nicht ‚egoistisch‘ ist, sich selbst an erster Stelle zu platzieren. Ich mein, sorry, aber es ist ja schließlich DEIN Leben. Und in DEINEM Leben solltest wohl DU SELBST die Hauptrolle spielen, oder etwa nicht?
Doch häufig wird uns eingetrichtert, dass es so toll sei, sich aufzuopfern und immer für andere da zu sein. Menschen dieser Art werden in den Himmel hoch und wieder runter gelobt. ‚Ach, sie ist so ein Engel. Immer ist sie für mich da, wenn ich sie brauche.‘ Wer ist hier bitteschön ‚egoistisch‘? Diejenige Person, die diesen Anspruch stellt (dass man immer für sie da sein muss) oder die, die sich gesund abgrenzt und aus Selbstliebe ‚NEIN‘ sagt?
Nicht falsch verstehen. Ja, manchmal geht es den Angehörigen schlecht. Manchmal geht’s einfach nicht anders. Das ist dann ein Notfall. Gott bewahre, aber wenn meiner Mutter was Schlimmes passiert oder meine beste Freundin einen Heulkrampf hat, weil sie einfach gar nicht mehr klarkommt, NATÜRLICH möchte ich dann für diese Menschen da sein. Aber zu 99% ist jeder für sich SELBST VERANTWORTLICH. Ich kann nicht von anderen erwarten, dass sie machen, dass es mir wieder gut geht. Ich habe alles, was ich brauche, in mir. Die Weisheit, das Wissen und die Möglichkeiten, damit es mir wieder gut geht.
Weißt du, früher was ich echt ein wahrhaftiger Jammerlappen. Ständig habe ich meine Freundinnen zugeheult, weil irgendwelche dummen Boys mein Herz gebrochen haben oder was weiß ich was. Ich kam einfach Null Komma Null selbst klar. Und wenn ich zurück schaue, bin ich zum einen unendlich dankbar, dass ich diese lieben Menschen in meinem Leben habe (nicht die dummen Boys, sondern meine Freundinnen, die immer für mich da gewesen sind). Und zum anderen bin ich mir selbst unendlich dankbar, dass ich endlich gelernt habe, mir selbst aus der Scheiße zu helfen.
Halte die Dunkelheit aus. Das Licht folgt. IMMER.
Ich habe – wie jeder einzelne Mensch! – viele dunkle Momente in meinem Leben. Aber ich weiß auch (danke, liebstes Universum), dass am Ende jeden Tunnels Licht ist. Das Allerwichtigste ist, dass ich die Dunkelheit aushalte. Das Licht folgt. IMMER! Letztens kam ein wundervoller Spruch zu mir (als ich Yogi Tee getrunken habe):

Ich sage nicht, dass wir nie wieder für jemanden da sein sollen oder nie wieder nach Hilfe bitten sollen. Natürlich nicht! Schließlich macht das wahre Liebe und Freundschaften aus. Dass man sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten füreinander da ist. Ich möchte mich nur dagegen aussprechen, dass wir uns selbst aufopfern, weil das jemand von uns erwartet. Du bist nicht hier auf diesem Planeten, um andere Menschen zu befriedigen. Kannst du tun (ähähähä ;)), aber come on – du weißt, wie ich da meine. Du bist nicht Peter Wurst, der sein eigenes Selbst und sein eigenes Leben stehen und liegen lassen muss, nur damit es anderen wieder besser geht. Du musst dich nicht um andere sorgen (ausgenommen sind natürlich Eltern, die für ihre Babys und Kids da sein müssen – schließlich haben sie sich dafür entschieden, also sollten sie den Kindern auch Eltern sein). Aber ansonsten musst du niemanden bemuttern oder bevatern.
Jedes Mal, wenn du eigentlich ‚Nein‘ sagen willst, aber ‚Ja‘ sagst, opferst du dich SELBST auf und gehst dir selbst FREMD. Dann brauchst du dich nicht zu wundern, wenn es bei dir an Selbstliebe mangelt. Schließlich liebst du einen anderen Menschen, der dir fremdgeht, ja auch immer weniger und weniger.
Abgrenzen bedeutet Selbstliebe.
Abgrenzen bedeutet Selbstliebe. Du hast keine Lust auf die 3000 Whatsapp Nachrichten zu antworten (und es handelt sich dabei um keinen Notfall im Sinne von Krankheit oder Tod)? Dann scheiß drauf! Antworte dann, wenn dir danach ist. Nimm‘ diesen ekligen Druck raus, der sich schwer auf deine Brust setzt, nur weil du glaubst, du musst antworten.
Wovor hast du wirklich Angst, wenn du nicht antwortest bzw. nicht machst, was deine Liebsten von dir erwarten?
Übrigens habe ich mal in mich reingehorcht. Ich habe mich gefragt: ‚Elifcan, wovor hast du wirklich Angst, wenn du nicht antwortest bzw. nicht machst, was deine Liebsten von dir erwarten?‘ Zuerst war die Antwort: ‚Na ja, ich möchte nicht, dass es meinen Liebsten schlecht geht. Ich will ihnen helfen und machen, dass es ihnen gut geht.‘ Ach, ich Engel! (Ironie an!)
Beim genaueren Hinsehen habe ich die Wahrheit entlarvt und diese teile ich gleich mit dir. Aber bevor ich das tue, möchte ich dich darum bitten, stets EHRLICH zu dir selbst zu sein. ‚Ehrlich währt am längsten‘. Du musst nicht allen dein ehrlichstes Ich zeigen, aber tu‘ dir selbst den Gefallen und sei wenigstens ehrlich zu dir selbst. Weil nur so, kannst du bis in deinen tiefsten Kern eindringen und dich selbst erkennen. Und wenn du dich selbst (er-)kennst, dann kannst du dich selbst (er-)leben. Und wenn du dich selbst lebst, kannst du dich selbst lieben und dein Leben so gestalten, wie es deiner eigenen Seelen-Wahrheit entspricht. Also: Hab‘ keine Angst vor deiner eigenen Wahrheit!
Ok, was war es nun, was mir Angst machte, wenn ich ‚Nein‘ sagte? Es war die Angst, meine Liebsten vor den Kopf zu stoßen. Und dass sie mich dann blöd finden. Und – das Allerschlimmste: Mich nicht mehr lieben.
So, jetzt ist es raus. Elifcan hat Angst, nicht geliebt zu werden. Aber Elifcan weiß auch, dass es ganz vielen Menschen so geht. Deshalb teilt Elifcan ganz ehrlich ihre Wahrheit auf ihrem Blog. Doch was Elifcan danach für tolle Gedanken dazu kamen, will Elifcan auch mit dir teilen:
Menschen, die dich wirklich aus Herzen und vor allem deinetwegen lieben, ja, diesen Menschen kannst du sehr gerne zumuten, dass sie dich auch dann lieben, wenn du NEIN sagst. Wenn du dich abgrenzt. Wenn du aus Selbstliebe absagst. Wenn du aus Selbstliebe nicht antwortest. Weil du erst mal Energie tanken willst. Weil du deine eigene Nummer 1 bist. Weil du nicht hier bist, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Ja genau, das alles darfst du deinen Liebsten zumuten. Wenn sie dich wirklich lieben, dann lassen sie dich so sein, wie du bist und erwarten kein ‚Liebesbeweis‘ in Form von ‚Tu, was ich von dir erwarte‘ von dir.
Du bist vieeeeel größer, als du glaubst
Als Kind blieb dir nichts anderes übrig, als dich so zu verhalten, wie man es von dir verlangt hat. Schließlich wolltest du niemanden vor den Kopf stoßen und der Liebe entzogen werden. Aber du bist kein Kind mehr. Du bist groß. Vieeeeel größer, als du glaubst! Und es ist deine Aufgabe, dich selbst auf Händen zu tragen. Dich selbst zu lieben.
Und Selbstliebe heißt nicht ‚Ich bin so schön, ich bin so doll, ich bin der Anton aus Tirol!‘, sondern: Ich ACHTE und RESPEKTIERE meine eigenen Bedürfnisse und stelle diese an erster Stelle. Nur wenn ich mich selbst achte und liebe, kann ich auch andere wahrhaftig achten und lieben.‘
Du bist ein kreativer und froher Ausdruck dieses Lebens
Alles andere führt zu Frustration. Ganz ehrlich: Wie willst du andere Menschen lieben, wenn du dich selbst nicht lieben kannst? Erwarte nicht von anderen, dass sie dich lieben. Liebe dich selbst und die anderen (die WIRKLICH dazu bestimmt sind, Teil deines Lebens zu sein) werden es ebenfalls tun. Und das Coolste: Du brauchst keinen bestimmten Grund, dich selbst zu lieben. Lieb‘ dich einfach dafür, dass du ein kreativer und froher Ausdruck dieses Lebens bist. Jemand (vielleicht ‚Gott‘ oder ‚Allah‘) oder etwas (vielleicht das ‚Universum‘ oder die ‚göttliche Intelligenz‘) wollte, dass du hier und jetzt existierst. Und du tust es. Feiere dieses Geschenk namens ‚Leben‘. Und grenze dich ab, wenn es sein muss.
Abgrenzen bedeutet Selbstliebe.
Aufopfern bedeutet nicht, dass du ein Engel bist, sondern ein Bengel 😀
Ein Bengel, der sich selbst fremdgeht. Nur um andere zu befriedigen.
Nutze deine Empathie als Segen (und nicht als Fluch). Es ist schön, dass du mitfühlst. Aber lass‘ nicht zu, dass du Gewissensbisse und/oder Schuldgefühle hast, wenn du trotz deiner Empathie Grenzen ziehst. Sei in erster Linie empathisch mit dir selbst. Das ist KEIN ‚EGOISMUS‘. Das ist Selbstliebe.
Cecilia begreift, dass sie nicht von den anderen erwarten kann, dass diese keine Erwartungen an sie stellen. Sie tun es halt. Das, was die anderen tun, ist nicht ihr Bier. Cecilia muss schauen, dass sie selbstbestimmter wird. Eine leise, aber weise Stimme meldet sich in ihr. Sie flüstert Cecilia folgende Worte zu: ‚“Cici, entscheide dich so, wie du dich für dein eigenes Baby entscheiden würdest. Du würdest deinem Baby, das du unendlich liebst, sagen: ‚Hey mein Baby, es ist DEIN Leben. Und du DARFST ‚Nein‘ sagen, wenn du ‚NEIN‘ fühlst. Du bist trotzdem geliebt. Du bist gerade DESHALB geliebt. Deshalb, weil du dich für DICH entscheidest.“ Cecilia entschließt sich dazu, sowohl Bianca als auch ihrem Bruder Claudio ‚NEIN‘ zu sagen. Erst überlegt sie kurz, ob sie eine Ausrede aka ‚Lüge‘ nutzen soll. In etwa so: ‚Hey, ich habe heute keine Zeit.‘ Aber irgendetwas in ihr bewegt sie dazu, keine Ausreden zu nutzen. Wieso auch? Es ist doch ihr Recht, ‚NEIN‘ zu sagen. Wieso sollte sie sich dafür rechtfertigen? Also schreibt sie beiden, dass sie sich den heutigen Tag für sich nehmen möchte und ehrlich gesagt keine Lust hat, andere aufzubauen oder sich die Probleme anderer reinzuziehen.
Das schlechte Gewissen plagt sie. Sie hat Schuldgefühle und fühlt sich egoistisch. Und da meldet sich diese leise, aber weise Stimme erneut und erklärt: ‚Meine Liebe, das ist jetzt ganz normal, dass du so fühlst. Jahrzehntelang hast du anders agiert als jetzt. Du hast dich selbst aufgeopfert, auch wenn dir nicht danach war. Es ist völlig normal, dass sich jetzt – wo du anders als erwartet handelst – diese ’negativen‘ Gefühle wie Schuld und Scham in dir einstellen. Halte sie einfach aus. Schließlich sind es einfach nur Gefühle. Je öfter du künftig Grenzen ziehst, desto weniger werden sie werden. Mit jedem Mal, wenn du dich aus Selbstliebe abgrenzt, werden diese Gefühle und Stimmen weniger werden. Verlass‘ dich darauf.‘
Deine Elifcan ❤
Kommentar verfassen